Journal
In der Enge eines Dorfes

In Skerry, einem schottischen Fischerdorf, wird im Winter 1900 nach einem schweren Sturm ein Junge angeschwemmt. Der Fischer Joseph bringt das Kind, das nur knapp dem Tod entronnen ist, ins Dorf.
Dort erntet er ungläubige Blicke. Dorothy, die Lehrerin im Ort, ist gar geschockt. Der Junge hat grosse Ähnlichkeit mit ihrem Sohn Moses, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Dorothy nimmt den Jungen, der kein Wort sagt, bei sich auf, bis seine Herkunft geklärt ist. Nach und nach finden sie einen Zugang zueinander. Das Zusammenleben mit diesem fremden Kind reisst bei Dorothy aber auch alte Wunden wieder auf.
Der Junge wühlt nicht nur ihr Leben auf, auch in der Dorfgemeinschaft gerät einiges in Bewegung. In Skerry, wo alle einander zu kennen scheinen und alles voneinander zu wissen glauben, beginnt nicht nur Dorothy, sich mit ihrer eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen.
Als Lesende taucht man in die Enge des Dorfes, in die raue Landschaft ein. Es geht um Schuld, um Ausgrenzung, und verpasste Gelegenheiten, um Misstrauen, aber auch um Vergebung und Hoffnung. Ein stilles, sehr berührendes Buch.
Julia R. Kelly. Das Geschenk des Meeres. mare 2025.