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Halbe Leben

Klara ist eine erfolgreiche Architektin. Sie lebt mit ihrem Mann Jakob, einem Fotografen, und der zehnjährigen Tochter Ada in einem schönen Haus im Kremstal in Österreich. Als ihre Mutter Irene, eine ehemalige Lehrerin, nach einem Schlaganfall unerwartet früh zum Pflegefall wird, muss sich Klara eingestehen, dass die Familie Hilfe benötigt. Über eine Agentur kommt Paulina aus der Slowakei als Pflegekraft ins Haus. Zunächst scheint es, für alle Beteiligten die perfekte Lösung zu sein…
Was bedeutet es, für die häusliche Pflege auf jemand anderen angewiesen zu sein? Was macht die anspruchsvolle, anstrengende Arbeit im Ausland mit den Pflegekräften und ihren Familien Diese beiden Fragen leuchtet die Geschichte eindrucksvoll aus. Drei Frauen stehen im Vordergrund des Romans. Vor allem die Protagonistinnen Klara und Paulina verfügen über viel psychologische Tiefe und wirken lebensnah.
Der Roman wird im Präsens erzählt. Der Schluss der Geschichte ist an den Anfang gestellt. Davon abgesehen, wird in chronologischer Reihenfolge mit einigen Rückblenden erzählt. Die Sprache ist atmosphärisch und einfühlsam. Der Schreibstil ist unaufgeregt und gleichzeitig einnehmend. Die Themen wie familiäre Beziehungen und die Vereinbarkeit von Job und Familie machen den Roman vielschichtig und äusserst lesenswert.
Susanne Gergor. Halbe Leben. Zsolnay 2025.