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Journal

Tiefgründiges Versteckspiel

Eilis lebt mit ihrem Ehemann Tony in Amerika. Nach zwanzig Jahren Ehe wird sie mit der Tatsache konfrontiert, dass Tony sie betrogen hat und sein uneheliches Kind in die Familie bringen will. Dafür hat sie kein Verständnis.

Um sich Luft zu verschaffen, beschliesst sie, ihre Mutter in Irland zu besuchen. Ob sie je zurückkehren wird? In der irischen Heimatstadt trifft sie auf ihre einstige Liebe Jim, der scheinbar bereit ist, alles für sie aufzugeben.

Es beginnt ein Versteckspiel, indem sich keiner in die Karten blicken lässt. Gegenseitig warten sie lieber die Entscheidung des anderen ab, als selbst zu entscheiden. Sowohl Eilis als auch Jim spielen gedanklich immer wieder die Möglichkeit durch, ihr eigenes Leben hinter sich zu lassen und ein neues anzufangen.

Colm Tóibín wertet und verurteilt nicht, und so ist es in «Long Island» nahezu unmöglich, Schuldzuweisungen zu machen. Das meiste in diesem Roman spielt sich in den Gedanken der Charaktere ab. Es ist eine intensive und bewegende Geschichte über die Schwierigkeit endgültige Entscheidungen zu treffen, spannend und tiefgründig geschrieben. «Long Island» ist der Fortsetzungsroman von «Brooklyn» (2010) und kann ohne weiteres unabhängig davon gelesen werden.

 

Colm Tóibín. Long Island. Hanser 2024.

 

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